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200-Jahr-Feier

Pfarrer Alois Gromer schrieb am 10. November 1951 anlässlich der 200-Jahr-Feier der Wennedacher Wallfahrtskapelle in der Schwäbischen Zeitung:

“Droben steht die Kapelle, still und klein
sie ladet den Pilger zum Beten ein”

Diese Dichterworte dürfen wohl auch  angewendete werden auf das Wennedacher Wallfahrtskirchlein, das am 29. Oktober 1951 seine regelmäßigen Besucher von Wennedach und die Pilger aus der näheren Umgebung zum feierlichen Gebets- und Dankgottesdiendst anläßlich seines 200jährigen Bestehens einlud. Über der Eingangstüre stehen in lateinischer Sprache die Worte: Jesus Christus, dem ewigen Hohenpriester nach der Ordnung des MeLChIseDeCh. In den großgeschriebenen Buchstaben des Wortes Melchisedech ist die Zahl 1751 enthalten (MLCIDC). So ist das Jahr der Erbauung bzw. der Erweiterung und Vergrößerung der Kapelle dokumentarisch festgehalten, wobei von der alten vorhergehenden, im gotischen Stil erbauten kleineren Kapelle nur noch der untere Teil des Turmes vorhanden geblieben ist bis zum heutigen Tag. Man kann darum mit vollem Recht von einem Neubau der Kapelle im Jahre 1751 sprechen, zumal sie im damaligen barocken Stil erbaut wurde.

Die alte Kapelle wurde gern genannt “Unser lieben Frau Kapelle”. Schon 1442 finden wir diesen Namen urkundlich nachgewiesen. Diesen Titel übernahm auch die neuerbaute Kapelle, die in ihrem Raum die steigende Zahl der Wallfahrer zu unserer lieben Frau von Wennedach aufnehmen konnte.
In nicht weniger als drei Holzskulpturen ist unsere liebe Frau dargestellt. Die erste älteste Figur geht zurück bis in das 13. Jahrhundert. Sie ist zwar künstlerisch gesehen primitiv, doch ehrwürdig, weil sie an die ersten Anfänge der einsetzenden Wallfahrt geknüpft sind. Die zweite Figur, Maria als Königin darstellend, wohl die wertvollste Statue aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts, erfreut sich besonderer Beliebtheit. Die dritte Muttergottesstatue, auch eine wertvolle Arbeit von Ende des 15. Jahrhunderts, grüßt uns vom
Hochaltar aus. Die Volksfrömmigkeit machte daraus im Laufe der Zeit eine Wallfahrt zur dreifachen Muttergottes von Wennedach.

Die Kapelle wurde 1751 geweiht zu Ehren der Apostel Simon und Judas Thaddäus und diese als Schutzpatrone des Kirchleins aufgestellt, weshalb auch am 28. Oktober, dem Tag von Simon und Judas Thaddäus, das “Wennedacher Fest” gefeiert wird. Die in etwas derber und realistischer Volkskunst geschnitzten Apostelfiguren, Simon mit der Säge, Judas Thaddäus mit der Keule, grüßen uns vom Altare zur Seite der Apostelkönigin Maria.

Wenn eine Filialgemeinde ein Kirchlein von solchen Werten und einer solchen Vergangenheit ihr eigen nennt, so hat sie nicht nur ein volles Recht, sondern auch eine heilige Pflicht, das Fest des 200jährigen Bestehens in würdiger Weise zu feiern. Und dies hat Wennedach auch getan. In drei Predigten versuchte Pater Erne aus Hohenheim, der zuvor das Christkönigsfest in Reinstetten im Jugendtridium hielt, den Wert, die Bedeutung und deie Verpflichtung eines Gotteshauses in der Gemeinde darzustellen. Den Höhepunkt der Feier bildete das levitierte Amt mit der Festpredigt, wobei der Kirchenchor von Reinstetten die Salve-Regina-Messe von Stehle vortrefflich sang. Der Festgottesdienst fand seinen erhebenden Abschluß mit dem Te Deum und dem sakramentalen Segen, worauf die Männerabteilung des Kichenchores das so beliebte “O du Eine” noch zum Vortrag brachte. Am Nachmittag nach der Schlußpredigt und Schlußandacht erfreute die Reinstetter Musikkapelle mit einem wohlgelungenen und gern gehörten Standkonzert die Wennedacher Festgemeinde.

So ladet nun das Wennedacher Kirchlein mit seiner Wallfahrt zur dreifachen Muttergottes und zu dem Apostel Simon und Judas Thaddäus die Pilger zum Gebet ein auch für die kommenden zwei Jahrhunderte, sofern sie ihm von Gott geschenkt werden. Mögen die Wennedacher die Schlußworte des Predigers nie vergessen, mit denen er sie ermahnte, sich würdig und wert ihrer Vergangenheit zu zeigen und in den kommenden, vielleicht stürmischen und entscheidungsvollen Zeiten die Liebe und Treue zu ihrem Marienheiligtum zu bewahren. Diese Verpflichtung ist umso schwerer, als das Kirchlein seit 1945 ein weiteres Gnadenbild in sich birgt. Es ist das Bild der dreimal wunderbaren Mutter und Königin von Schönstatt als Kampfansage gegen das aufbrechende Neuheidentum der heutigen Zeit, als Mahnzeichen zur religiös-sittlichen Erneuerung der Welt in Christus, als Symbol für das kommende marianische Christkönigsreich, zu dessen beschleunigter Herbeiführung wir alle aufgerufen sind. Dadurch erhält das Wallfahrtskichlein Altes und Neues, verbindet die segensvolle Vergangenheit mit der aufgabenreichen Gegenwart, weist aber auch Verantwortung weckend in die uns verborgene Zukunft der nächsten zwei Jahrhunderte.”

- Alois Gromer, Pfarrer in Reinstetten, 1951 -

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